Dienstag, 26. August 2008
Wie wird man Traumberaterin?
Interview mit der Traumberaterin Marianne Masters aus Frankfurt am Main – http://traumkladde.twoday.net
*
Frage: Frau Masters, wie wird man Traumdeuterin?
Antwort: Meine Eigenbezeichnung lautet Traumberaterin, denn es geht mir in erster Linie nicht darum, einen Traum über den Kopf des Träumers hinweg zu deuten, sondern ich möchte den Träumer bis zu seiner eigenen Deutung begleiten und ihn auf diesem Weg unterstützen.
Mein Traumweg begann etwa 1995. Damals begann ich, mich an meine Träume regelmäßig zu erinnern und sie schriftlich festzuhalten. Bald las ich die ersten Bücher über Träume, besuchte Kurse und Vorträge zu dem Thema und setzte das Gelernte und Erfahrene um, indem ich mit meinen Träumen arbeitete. Im Jahr 2001 – ich hatte gerade das Internet für mich entdeckt und suchte natürlich auch etwas über Träume – entdeckte ich die Website des Psychologen Konrad Lenz – http://www.traumpraxis.eu. Ich nahm sein Traumdeutungsangebot in Anspruch und war von dem Ergebnis beeindruckt. Gleichzeitig erfuhr ich von der Mailingliste auf http://www.traumonline.eu, die von Konrad Lenz und dem Psychologen und Autor Klausbernd Vollmar moderiert wurde, und trat dieser bald bei. Es eröffneten sich neue Blickwinkel während der gemeinsamen Traumarbeit mit anderen Interessierten – ein bewegender Austausch, der gleichzeitig viel von dem vermittelte, wie man sich der Bedeutung eines Traumes annähern kann. Nachdem diese Mailingliste aufgelöst worden war, gründete ich im Februar 2003 eine eigene Mailingliste; den "Traumtempel" bei YahooGroups – http://de.groups.yahoo.com/group/Traumtempel
Im Jahr 2005 machte ich einen Fernlehrgang bei Traumonline; die strukturierte Traumarbeit auf diesem Wege fand ich spannend und lehrreich. Die Vielfalt der Methoden, die dort angeboten wurden, machten mich in professioneller Hinsicht sicherer. Im Februar 2008 gründete ich noch eine zweite Mailingliste, die besonders engagierten Traumarbeitern vorbehalten ist: http://de.groups.yahoo.com/group/Traumbaum
Immer wieder wurden und werden Träume an mich herangetragen, mit der Frage nach deren Bedeutung. Oft wurde ich gefragt: Warum machst du das nicht beruflich? Nun ja, der Markt ist klein, und ein wenig Bedenken hatte ich schon, als ich in diesem Sommer das Gewerbe angemeldet habe. Doch letztlich ist meine Freude auf diesem Weg entscheidend.
*
Frage: Ist Traumberaterin Ihr Beruf oder Ihr Hobby?
Antwort: Traumarbeit ist mein Hobby, meine tägliche Psychohygiene. Doch noch mehr Freude macht die Traumarbeit mit anderen Menschen. Gemeinsam die Bedeutung ergründen, das mag ich, das belebt mich. Es ist immer wieder schön, einen Menschen dabei zu begleiten, weil es meist zu einem positiven Resultat kommt. Das meine ich in dem Sinne, dass beispielsweise ein beängstigender Traum auf diesem Weg sein Dunkles verlieren kann, dass man auf diesem Wege seine Fähigkeiten und sein Potenzial erkennen und dann auch entfalten kann. Erkenntnis ist ein Gewinn. Deshalb biete ich Traumberatungen an.
*
Frage: Wenn jemand immer wieder vom selben Thema träumt, was hat dies zu bedeuten?
Antwort: Wenn sich ein Thema wiederholt, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Träumer etwas verdrängt, oder dass ihm etwas nicht bewusst ist, was für seine Entwicklung und Gesundheit von Wichtigkeit ist. Da diesem Thema im Wachleben nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird, drängt es sich im Traum immer wieder auf. Und damit bekommt der Träumer wiederholt die Gelegenheit, das Problem zu erkennen und die Chance, es konstruktiv für sein Leben umzusetzen.
In manchen Fällen mag ein hartnäckiges Trauma vorliegen, so dass die Träume nicht eher ablassen, bis man sich professionelle psychotherapeutische Hilfe gesucht hat.
*
Frage: Sie wuchsen im Künstlerdorf Worpswede auf, leben seit kurzem in Frankfurt am Main, reisen aber manchmal in Ihren Träumen nach Worpswede zurück, hat das einen Grund?
Antwort: Ja, auch heute noch kehre ich manchmal nach Worpswede oder anderen Orten meiner Vergangenheit zurück. Kurz nach dem Umzug nach Frankfurt kam das noch häufiger vor – es dauert offenbar etwas länger, bis die Seele angekommen ist. Zudem wird ja Aktuelles verarbeitet und der Abschied von Vertrautem und Gewohntem ist etwas, das man psychisch erst einmal verarbeiten muss. Die Träume leisten einen Teil dieser Arbeit, während man schläft. Weil man in seinem alten Umfeld viele Erfahrungen gesammelt hat, bildet der Traum diese auch dort ab. Aber es muss nicht unbedingt ein Umzug sein, der zurück an Orte der Vergangenheit führt. Die Kindheit prägt uns, und oft genug reagieren wir auch heute noch aus diesen alten Mustern heraus, ohne dass es uns bewusst wäre. Der Traum führt uns Vergangenes vor Augen, damit wir im Jetzt erkennen können, wo unser Handeln seine Wurzeln hat; vor allem wenn die Vergangenheit noch nicht abgeschlossen ist und dort noch gebundene Energie, also Entwicklungspotenzial liegt.
*
Frage: Wie viele Träume werden im „Nächtebuch“ Ihres Weblogs „Traumkladde“ geschildert?
Antwort: Oh, da musste ich selbst gerade nachschauen. Es sind über 1750 Träume online zu lesen. Gleich werden zwei weitere Träume hinzukommen; nämlich die der letzten Nacht.
*
Frage: Im „Traumtagebuch“ Ihres Blogs notieren Sie manchmal mehrere Ihrer Träume aus der vorigen Nacht, um sie mit anderen zu teilen, haben Sie einen Lieblingstraum?
Antwort: Einen speziellen Lieblingstraum habe ich nicht. Aber am schönsten zu erzählen finde ich die märchenhaften oder fantastischen Träume.
*
Frage: Im Blog „Traumkladde“ gibt es Kommentare zu den Träumen, welche Inhalte haben diese?
Antwort: Je nachdem, was die Träume so zutage befördern, gibt es manchmal Reaktionen dazu. Manche sind witzig, manche bringen den Traum auf einen unvermuteten Punkt oder regen zu anderen Gedanken an. Manchmal ist es ein netter Gruß im Vorübergehen. Ich freue mich über jede Reaktion.
*
Frage: Erhalten Sie viele Anfragen von Menschen, die wissen wollen, welche Bedeutung Ihre Träume haben?
Antwort: Nein, so direkt fragt selten jemand – auch wenn es manchen interessieren mag. :-)
*
Frage: Wovon träumen nach Ihren Erfahrungen die meisten Menschen?
Antwort: Beziehungsthemen sind ein häufiges Traumthema – was aber auch daran liegen mag, dass die Beziehungen der Traumgestalten untereinander viel darüber erzählen, in welcher Beziehung unsere inneren Anteile stehen, die ja von den Traumpersonen repräsentiert werden. Innere Uneinigkeit kann sich im Traum widerspiegeln.
Die Traumthemen sind auch an Zeit und Kultur gebunden. Menschen in der heutigen Zeit träumen beispielsweise oft von modernen Transportmitteln wie Autos, Schiffen, Flugzeugen; wogegen die Menschen früherer Zeit mehr von Pferden, Kutschen oder Eseln träumten. Allen Menschen gemeinsame häufige Themen sind beispielsweise Sex und archetypische Mythen, wobei letztere modernen Menschen manchmal befremdlich religiös oder archaisch vorkommen.
*
Frage: Schläft man besser, wenn man Träume hat oder wenn man keine hat?
Antwort: Träume haben wir jede Nacht. Die Frage ist: erinnern wir uns an diese? Schlafe ich besser, wenn ich mich an Träume erinnere oder wenn ich mich nicht an sie erinnere? Ich meine, der Schlaf ist gleich gut. Allerdings könnte der Schlaf dadurch beeinträchtigt werden, wenn man einen gewissen Ehrgeiz entwickelt und sich an alle Träume erinnern will. Denn mit dem Erinnern allein ist es nicht getan. Träume sind so flüchtig, sie müssen schriftlich oder mündlich festgehalten werden. Das bedingt natürlich, den Schlaf dafür zu unterbrechen. Geschieht dies häufiger und über einen längeren Zeitraum, so erlebe ich den Schlaf als weniger erholsam.
Aus anderer Sicht geantwortet: Wenn man regelmäßig mit seinen Träumen arbeitet, dann schläft man meiner Erfahrung nach besser. Einfach aus dem Grund, weil dann Alpträume verhältnismäßig selten auftauchen und man mehr mit sich im Reinen ist.
*
Frage: Die Tageszeitung „Frankfurter Neue Presse“ hat Ihr Weblog http://traumkladde.twoday.net wohlwollend vorgestellt, haben auch andere Medien über Sie berichtet?
Antwort: Bisher nicht, doch was nicht ist, kann ja noch werden.
*
Frage: Auf welchen Internetseiten kann man mehr über Sie erfahren?
Antwort: Derzeit bin ich damit beschäftigt, eine eigene Internetpräsenz aufzubauen. Auf diesen Seiten wird man auch mehr über mich und mein Angebot erfahren können. Sie finden es unter http://www.somnios.de
Fast hätte ich vergessen, meinen Podcast-Blog zu erwähnen. Das liegt daran, dass ich in letzter Zeit nicht dazu kam, damit weiterzumachen. Wer mich hören möchte, kann dies dort tun: http://traum-zeit.podspot.de - So etwas ist auch ein Beispiel für kreative Traumarbeit. Auf diese Weise bekommt man, ganz bequem nebenbei, noch einmal einen anderen Zugang zum Traum; womöglich sogar mit dem entscheidenden Aha-Effekt.
*
Frage: Haben Sie vor, ein Buch über Traumdeutung zu schreiben?
Antwort: Ein Buch über Traumdeutung eher nicht. Was mir manchmal so durch den Kopf geistert, ist die Möglichkeit, ein Buch mit Traumverdichtungen und Traumbildern zu gestalten. Konkrete Formen hat das bisher noch nicht angenommen. Das mag daran liegen, dass ich mich zum Schreiben nicht wirklich berufen fühle, wenngleich ich sehr gerne schreibe.
*
Frage: Wenn Ihnen eine gute Fee Wünsche erfüllen könnte, was würden Sie ihr sagen?
Antwort: Ich wünsche mir Gesundheit, mehr Gelassenheit, Mut und Weisheit. Sie meinten doch die Fee mit den vier Wünschen, oder?
*
Die Fragen für das Interview stellte der Wiesbadener Journalist Ernst Probst – http://interview-weblog.blogspot.com und http://internet-zeitung.blogspot.com